Gründe sind hohe Kosten und schwierige Verhandlungen mit der Stadtverwaltung
Lest hier unsere Pressemitteilung:
Nach vielen Jahren hat sich der Wohnopia e. V. schweren Herzens entschieden, das geplante Hausprojekt in der Talstraße 15/16 in Erfurt nicht zu verwirklichen. „Wir setzen das Projekt nicht um, weil wir es gegenüber unseren Direktkreditgeber*innen nicht verantworten können. Die Kosten sind zu hoch und die Zusammenarbeit mit der Stadt empfinden wir als sehr frustrierend und wenig entgegenkommend“ so Sabine Blumenthal, Gründungsmitglied von Wohnopia.
Konzeptausschreibung in Krisenzeiten
2019 hatte die Stadt Erfurt die Häuser in der Talstraße in einem Konzeptvergabeverfahren ausgeschrieben. Anfang 2020 erhielt der Wohnopia e. V. den Zuschlag. Zeitgleich begann die Corona-Pandemie und die Baukosten stiegen massiv an. Trotz aller Herausforderungen konnte der Wohnopia e. V. Ende 2021 das notwendige Sanierungs- und Finanzierungskonzept einreichen.
Die Schwierigkeiten mit der Stadtverwaltung
Doch dann begann der Ärger mit der Stadtverwaltung Erfurt. Statt einer schnellen Rückmeldung auf die eingereichten Unterlagen fand fast keine Kommunikation mehr statt – auch nicht auf mehrfaches Nachfragen. Telefonisch wurde dem Wohnopia e. V. dann mitgeteilt, dass die Stadt nicht mehr den niedrigeren Erbpachtzins von 2,5 % gewähren wollte, sondern stattdessen 4 % ansetzen würde. Begründung: Der aufgrund der gestiegenen Kosten neu berechnete Mietpreis rechtfertige nicht mehr den vergünstigten Erbpachtzins. Erst auf öffentlichen Druck hin kam es im September 2022 zum Gespräch mit der Stadtverwaltung. Dort erfuhren die Vereinsmitglieder, dass die Stadt bereits ein halbes Jahr zuvor eine neues Wertgutachten in Auftrag gegeben hatte, wonach der Kaufpreis der Häuser höher als in der Ausschreibung eingestuft wurde.
Nach intensiven Verhandlungen lenkte die Stadt ein. Der ursprüngliche Erbpachtzins und eine Verringerung des Kaufpreises für die Häuser wurden vereinbart. Eigentlich ein Erfolg – doch durch die in der Zwischenzeit weiter gestiegenen Baukosten sowie die Zinssteigerungen musste der Wohnopia e. V. die Kalkulation immer wieder anpassen. Der Verein sah sich gezwungen, die Sanierung des Dachgeschosses des Hauses 15 zunächst auszusetzen, um die Kosten zu senken. Doch die Stadt bestand darauf, dass der Ausbau innerhalb von 6 Jahren erfolgen müsse. Der Vorwurf: Durch Nichtumsetzung der Sanierung des Dachbodens würde der Wohnopia e. V. potentiellen Wohnraum vom Markt fernhalten. „Das ist absurd. Wir haben das Gefühl, dass die Erfurter Stadtverwaltung das Projekt einfach nicht will.“, so Christiane Welker, Vorstandsmitglied des Wohnopia e. V.
Das Fazit
Damit gemeinwohlorientierte Wohnprojekte in Erfurt in Zukunft umsetzbar sind, sollte die Stadt Erfurt den missglückten Prozess aufarbeiten. „Die Entscheidung, das Projekt nicht umzusetzen, ist uns wirklich nicht leicht gefallen. Wir haben unzählige Stunden und wahnsinnig viel Herzblut in das Projekt investiert. Und doch ist es unter den gegebenen Bedingungen die einzig richtige Entscheidung.“, so Welker.
Hintergrund
Schon 2015 hat sich der Verein Wohnopia mit dem Ziel gegründet, ein Hausprojekt in Erfurt zu realisieren. Der Verein hat sich seitdem wohnungspolitisch stark engagiert. Neben Wohnungen sollte im Erdgeschoss der Talstraße 15 ein öffentlicher Raum für die Nachbarschaft entstehen.
Die Thüringer Allgemeine hat über uns berichtet:
„Wohnopia gibt Projekt in der Erfurter Talstraße auf“