Vielleicht fragt ihr euch, warum wir nicht schon längst in den Häusern der Talstraße 15/16 werkeln, bauen, den Garten machen und so weiter und so fort. Es gäbe viel zu tun und es juckt uns in den Fingern. ABER…
…unsere Pläne wurden immer wieder durchkreuzt. Aktuell gehören uns die Häuser leider noch nicht, sondern wir verhandeln weiterhin mit der Stadt. Warum das so ist, wollen wir euch heute erklären. Denn es ist uns wichtig, dass ihr unsere aktuellen Herausforderungen kennt und informiert seid. Schließlich haben viele von euch ihr Geld vertrauensvoll bei uns angelegt!
Gestiegene Zinsen und Baukosten
Ab Frühjahr 2022 kamen verschiedene Herausforderungen zusammen. Aufgrund des weltweiten Finanzgeschehens konnte die GLS Bank uns nicht mehr einen Kredit mit einer Zinshöhe von 1,7 % anbieten, sondern ihr Angebot stieg auf 3,5 %. Zum anderen stiegen die Baupreise enorm. Zusammen genommen führte dies dazu, dass wir zeitweilig vor einer kalkulierten Kaltmiete von über 12€ pro m² standen: Das war natürlich schockierend hoch, sodass wir verschiedene Maßnahmen mit dem Ziel, die Miete zu senken, ergriffen.
Wir verringerten alle unsere gewünschte Wohnraumgröße, reduzierten geplante Baumaßnahmen und suchten nach kreativen Lösungen für die Schaffung von mehr Wohnfläche für mehr Personen. Dies alles führte dazu, dass wir es in der Kalkulation wieder auf durchschnittlich unter 10€ den m² schafften.
Mangelnde Kommunikation durch die Stadtverwaltung, die KoWo stellt Berechnungen an und ein neues Verkehrswertgutachten
Die Stadtverwaltung schätzte einen Mietpreis von 10 € pro m² jedoch als zu hoch und nicht sozialverträglich ein. (Am Rande sei hier erwähnt, dass auch wir Bauchschmerzen mit dem hohen Mietpreis haben. Wir haben uns aber entschieden damit weiterzuarbeiten. Perspektivisch wird dies ein stabiler Mietpreis bleiben, während voraussichtlich der Mietspiegel in Erfurt immer weiter steigen wird. Durch unser internes Bietverfahren können wir sozialverträgliche Mieten durch internen Ausgleich gewährleisten.)
Die Stadtverwaltung glaubte allerdings, dass die Häuser kostengünstiger saniert und vermietet werden könnten. Leider wurden diese Zweifel zu diesem Zeitpunkt nicht transparent mit uns kommuniziert. Sie beauftragte die Kommunale Wohnungsgenossenschaft (KoWo) damit, eine Sanierung der Talstraße 15/16 und die damit einhergehenden Mietpreise durchzurechnen. Die KoWo kam zu dem Schluss, dass sie es nicht günstiger (sondern teurer) bewerkstelligen würde, da die Baupreise zurzeit so hoch sind.
Zudem erfuhren wir, dass die Stadt ein neues Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben hatte. Dieses ergab, dass sich der Wert der Häuser und des Grundstücks gesteigert haben soll und wir nun einen höheren Kaufpreis und einen höheren Erbpachtzins zahlen sollten! Ein neuer Schock, der in der Kalkulation wieder zur Erhöhung unserer Kaltmiete führte!
Wir gingen an die Öffentlichkeit
Parallel zu diesen aufreibenden Vorgängen gingen wir an die Öffentlichkeit. Die Thüringer Allgemeine berichtete: Es wird eng in Erfurts Talstraße – eine Wohnidee unter Zeitdruck. Wir suchten erneut Kontakt zu allen demokratischen Stadtratsfraktionen und ließen uns von Expert:innen der Wohnungswirtschaft und von Projekten aus dem Mietshäuser Syndikat beraten. Zudem sammelten wir weiterhin Direktkredite, um ein höheres Eigenkapital zu erreichen.
Genau wissen wir es nicht, aber wir vermuten, dass der Zeitungsartikel dazu führte, dass wir endlich Kontakt zu entscheidenden Personen in der Stadtverwaltung erhielten und im Sommer zu Gesprächen eingeladen wurden. Es folgten weitere Gespräche.
Das passiert jetzt …
Aktuell befinden wir uns bezüglich des neuen Verkehrswertgutachtens in weiteren Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. Uns wurde ein gemeinsames Treffen mit dem Gutachter zugesagt.
Ihr seht, wir kämpfen weiter für unseren Wunsch, ein gemeinschaftliches und solidarisches Hausprojekt zu realisieren, aber die Rahmenbedingungen machen es uns leider nicht leicht. Dennoch bleiben wir dran und loten alle Lösungsmöglichkeiten aus. Aus jedem unserer Treffen gehen wir gestärkt und weiterhin von unserer Idee überzeugt heraus.
Wir hoffen nun auf ein Gutachten, dass eine realistische Werteinschätzung der Häuser vornimmt und auf eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Diese hat uns ihr Interesse an einer gemeinsamen Lösung versichert. Dies stimmt uns weiterhin – trotz aller Herausforderungen – positiv.
Wir werden euch weiterhin auf dem Laufenden halten und danken euch allen für eure Unterstützung durch Direktkredite, bestärkende Worte und das Teilen von Fachwissen.