Am Sonntag, den 31. Juli 2022, versammeln wir uns von 15 bis 19 Uhr vor den Häusern der Talstraße 15/16, denn es braucht mehr gemeinschaftliche Hausprojekte in Erfurt.
Wir sind bereit, die Häuser zu kaufen und darin dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im Erdgeschoss wird mit der Talstation ein Treffpunkt für die Nachbarschaft entstehen. Dafür warten wir auf eine schnelle Entscheidung der Stadt.
Kommt vorbei zu Kaffee, Kuchen und Gesprächen. Bei hoffentlich schönem Wetter können wir zu Livemusik tanzen. Wir freuen uns darauf, euch von unserem aktuellen Stand zu erzählen.
Heute möchten wir euch auf den MDR-Artikel „Die Freude ist weg: Bauen in Thüringen zu Inflationszeiten“ hinweisen. Wir freuen uns, dass auch wir im Gespräch mit David Straub unsere Perspektive auf die aktuellen Herausforderungen und Lösungsideen darstellen konnten.
Folgend findet ihr einen Text-Auszug des Artikels. Den gesamten Artikel (inkl. Bildern), der auch Herausforderungen einer Familie beim Bau ihres Einfamilienhauses aufzeigt, findet ihr hier.
„Zahlen: Aufgeben oder Dranbleiben?
Kräftig steigende Bauzinsen, die Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs und teure Baustoffe oder Lieferengpässe – die Unsicherheit bei einer Entscheidung zum Bau nimmt zu: Genaue Zahlen darüber, wie viele Bauherren wieder abspringen und den Plan aufgeben, gibt es zwar nicht. Das Thüringer Landesamt für Statistik verzeichnet bei den Genehmigungen für den Neubau von Wohngebäuden allerdings ein Minus von 18 Prozent für die Monate Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig gingen bei Thüringer Baufirmen von Januar bis März 2022 Aufträge von 62,6 Millionen Euro ein – ein Minus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie es das Bundesamt für Statistik erfasst.
Besonders erhitzt ist die Lage dabei weiterhin in den größeren Städten in Thüringen. So stieg der Kaufwert pro Quadratmeter in den Landkreisen von gut 26 Euro in 2015 auf 30 Euro. In den kreisfreien Städten hingegen von 86 Euro auf satte 95 Euro allein im Jahr 2020.
Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen e.V. Dr. Burkhard Siebert bestätigt, dass derzeit tatsächlich immer wieder private Bauherren aufgäben. Bei jenen, die sich bereits ein Grundstück gesichert hätten wie Marie, würde dann aber oft einfach an der Ausstattung gespart. Private Investoren würden Bauprojekte dagegen häufig zurückstellen und auf eine Preisberuhigung warten. „Die von der Bundesregierung gewünschten 400.000 Wohnungen pro Jahr werden so nicht erreicht“, sagte er MDR THÜRINGEN. Der Bauindustrieverband vertritt in Thüringen 110 Unternehmen unterschiedlicher Sparten.“ […]
„Hausprojekt mit sozialem Anspruch vor dem Aus?
Seit einigen Jahren gibt es in der Thüringischen Landeshauptstadt einen Verein, der Wohnraum den Spekulationen am Wohnungsmarkt entziehen und ein sozialgerechtes Wohnprojekt umsetzen möchte: Der Verein Wohnopia hat sich 2020 vor dem Erfurter Stadtrat bei der Vergabe zweier Häuser in der Talstraße durchgesetzt und plant, die alte Gebäudesubstanz so umzubauen, dass zukünftig dort Familien, Singles und WGs in einem „solidarischen Mietmodell“ gemeinschaftlich wohnen können.
„Jeder soll das zahlen“, so erklärt es Sabine Blumenthal von Wohnopia, „was er oder sie eben kann. Im Rahmen einer Bieterrunde schauen wir dann, was rauskommt und wie wir die Miete damit decken können.“
„Während es noch nicht einmal soziale Förderungen für Hausprojekte wie unseres in Thüringen gibt, hat uns zeitgleich die Baukostensteigerung natürlich auch getroffen“, sagt Sabine Blumenthal. Drei Millionen Euro plane die Gruppe für die Sanierung ein, der Kauf der beiden Häuser sei mit 550.000 veranschlagt. Mitstreiterin Judith Pieske erklärt, dass in den vergangenen Jahren die Baukosten bis jetzt insgesamt um ungefähr 40 Prozent gestiegen seien. „Wir waren 2019 bei einem Quadratmeterpreis für die Miete von 7,40 Euro. Wir haben jetzt ganz schön zu knabbern, weil er bei 10 Euro liegt und wir uns fragen, wer sich das dann noch leisten soll?“
Mitte Juni musste sich die Gruppe dann entscheiden, ob sie das Projekt aufgibt oder den Kauf- und Bauprozess weitergeht. „Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir viel ehrenamtlich und auch viel Fläche gleichzeitig sanieren können, was die Kosten senkt“, erklärt Sabine. Am Ende habe sich die Gruppe selbst bestärkt und wird den Baustandard teilweise senken, damit das Geld reicht.
Dauernde Verhandlung mit der Stadt
Jetzt warten sie vor allem noch auf eine Reaktion der Stadt Erfurt, um mit der Sanierung zu beginnen: Momentan liefen die Verhandlungen mit der Verwaltung über den Erbpachtvertrag, erklärt Sabine. Da es sich um ein soziales Wohnprojekt handelt, gewährte die Stadt ursprünglich nämlich einen günstigeren Erbpachtzins – sei dann aber über die gestiegenen Mietpreise in Folge der Baukrise verwundert gewesen.
Wohnopia hofft, dass das Signal der Stadt so schnell wie möglich kommt, damit die Preise nicht noch weiter steigen und sich die Zinsen erhöhen. Die Stadtverwaltung und konkret das Finanzdezernat wollte sich auf MDR THÜRINGEN-Anfrage mit Verweis auf laufende Vertragsverhandlungen aber nicht dazu äußern, wie lange das Projekt noch warten müsse, um im Wettlauf mit explodierenden Preisen und Zinsen zu sanieren zu beginnen.“
Trotz steigender Baukosten arbeitet wir weiter an der Realisierung des Hausprojektes in der Talstraße 15/16 mit stabilen Mieten und einem Treffpunkt für die Nachbarschaft.
Zurzeit steigen überall die Baukosten immens an. Auch wir sind mit unserem Hausprojekt in der Talstraße 15/16 davon betroffen. Alle Mitglieder mussten zähneknirschend akzeptieren, dass wir den ursprünglich geplanten niedrigeren Mietpreis nicht realisieren können. Aber um auch einkommensschwachen Menschen das Wohnen im Hausprojekt zu ermöglichen, nutzen wir unser solidarisches Mietmodell.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleiben wir aktiv und sind entschlossen, die Häuser vor dem Spekulationsmarkt zu retten. Denn es geht hier nicht darum, für uns billiges Wohnen zu organisieren, sondern darum ein gemeinwohlorientiertes Projekt zu schaffen, das auch nachkommenden Generationen bei gleichbleibenden Mieten zur Verfügung steht.
Auch das geplante Kiezcafé im Erdgeschoss unterscheidet uns als Wohnopia von profitorientierten Immobilienfirmen. In der ehemaligen Kneipe wird mit dem gemeinnützigen Talstation e. V. ein offener Raum für nachbarschaftliche Begegnungen sowie für Kultur- und Bildungsveranstaltungen entstehen.
Damit diese Räume in der Andreasvorstadt entstehen können, suchen wir die Zusammenarbeit mit der Stadt. Wir möchten mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung unsere Lösungsvorschläge für die aktuellen Herausforderungen besprechen. Hier steht eine Rückmeldung bislang leider aus.
Dass das Projekt in Erfurt einen großen Rückhalt hat, zeigt sich an den über 150 Menschen, die mit insgesamt rund 700.000 Euro an Direktkrediten Wohnopia unterstützen. Wir freuen uns sehr, dass wir eine Interessentin für unsere geplante barrierearme Wohnung und somit eine weitere Mitstreiterin für unser Projekt gefunden haben. Wir alle freuen uns auf den Austausch mit an dem Projekt Interessierten beim alljährlichen Talstraßenfest am 31. Juli 2022.
Wir konnten unser Projekt bei der Mitgliederversammlung desMietshäuser Syndikatsvorstellen – dabei haben wir auf Grund der aktuell allgemein steigenden Baukosten auch intensiv über unseren Finanzierungsplan gesprochen. Wir freuen uns riesig, dass das Mietshäuser Syndikat uns anschließend aufgenommen hat.
Durch die Aufnahme sind wir in den Austausch mit einem möglichen Patenprojekt aus Hessen getreten. Dieses ist ein bisschen größer als wir, aber hat eine ähnliche Struktur.
Wir wissen, dass wir noch viele Herausforderungen vor uns haben und sind sehr froh über die kompetente und überwältigende Unterstützung durch Einzelpersonen und Projekte im Mietshäuser Syndikat, die uns mit ihrem Wissen und Direktkrediten unterstützen. An dieser Stelle sei auch nochmal Wohnopolis – auch bekannt als L50 – in Erfurt gedankt, die uns im gesamten Prozess schon seit Jahren beraten – ganz lieben Dank für die grandiose Unterstützung!
Aktuell haben wir über 656.000 Euro an Direktkrediten gesammelt – vielen Dank an dieser Stelle an alle, die uns mit einem Direktkredit unterstützt haben. Aufgrund der absehbar weiter steigenden Baukosten freuen wir uns auch weiterhin über Direktkredite. Informationen, wie ihr uns mit Direktkrediten unterstützen könnt, findet ihr hier: Direktkredite für Wohnopia.
Bleibt gesund und munter in diesen herausfordernden Zeiten!
Wir haben bereits 656.000 € an Direktkrediten eingeworben und bedanken uns bei allen Direktkreditgeber*innen für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen.
Zurzeit ist sehr viel los bei uns. Nach der Abgabe der Unterlagen zu unserem Sanierungs- und Finanzierungskonzept bei der Stadt, sind wir nun in detaillierten Gesprächen mit Architekten und unseren Ansprechpersonen bei den Banken – nicht zuletzt, um die gestiegenen Baupreise einzukalkulieren.
Mehr Direktkredite ermöglichen uns eine günstigere Miete. Wir freuen uns also weiterhin über Menschen, die ihr Geld bei uns anlegen möchten. Mehr Infos gibt es unter Direktkredite.
Mittlerweile haben wir über 570.000 € an Direktkrediten eingeworben. Wir haben also unser Zwischenziel erreicht! Dafür bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Menschen, die uns ihr Vertrauen und ihr Geld gegeben haben. Doch auch weiterhin sammeln wir Direktkredite, da die Preise für Baukosten gestiegen sind. Diese Preissteigerungen haben wir bereits in unser aktuelles Finanzierungskonzept einkalkuliert. Wie das genau mit den Direktkrediten funktioniert, erläutern wir hier.
Endspurt! Bis Ende Oktober wollen wir noch Direktkredite für unser Hausprojekt sammeln. Aber wer sind wir und warum sollte man uns unterstützen? Ab heute bekommt ihr hier uns und Freund*innen des Hauses zu sehen.