Heute möchten wir euch auf den MDR-Artikel „Die Freude ist weg: Bauen in Thüringen zu Inflationszeiten“ hinweisen. Wir freuen uns, dass auch wir im Gespräch mit David Straub unsere Perspektive auf die aktuellen Herausforderungen und Lösungsideen darstellen konnten.
Folgend findet ihr einen Text-Auszug des Artikels. Den gesamten Artikel (inkl. Bildern), der auch Herausforderungen einer Familie beim Bau ihres Einfamilienhauses aufzeigt, findet ihr hier.
„Zahlen: Aufgeben oder Dranbleiben?
Kräftig steigende Bauzinsen, die Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs und teure Baustoffe oder Lieferengpässe – die Unsicherheit bei einer Entscheidung zum Bau nimmt zu:
Genaue Zahlen darüber, wie viele Bauherren wieder abspringen und den Plan aufgeben, gibt es zwar nicht. Das Thüringer Landesamt für Statistik verzeichnet bei den Genehmigungen für den Neubau von Wohngebäuden allerdings ein Minus von 18 Prozent für die Monate Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig gingen bei Thüringer Baufirmen von Januar bis März 2022 Aufträge von 62,6 Millionen Euro ein – ein Minus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie es das Bundesamt für Statistik erfasst.
Besonders erhitzt ist die Lage dabei weiterhin in den größeren Städten in Thüringen. So stieg der Kaufwert pro Quadratmeter in den Landkreisen von gut 26 Euro in 2015 auf 30 Euro. In den kreisfreien Städten hingegen von 86 Euro auf satte 95 Euro allein im Jahr 2020.
Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen e.V. Dr. Burkhard Siebert bestätigt, dass derzeit tatsächlich immer wieder private Bauherren aufgäben. Bei jenen, die sich bereits ein Grundstück gesichert hätten wie Marie, würde dann aber oft einfach an der Ausstattung gespart. Private Investoren würden Bauprojekte dagegen häufig zurückstellen und auf eine Preisberuhigung warten. „Die von der Bundesregierung gewünschten 400.000 Wohnungen pro Jahr werden so nicht erreicht“, sagte er MDR THÜRINGEN. Der Bauindustrieverband vertritt in Thüringen 110 Unternehmen unterschiedlicher Sparten.“
[…]
„Hausprojekt mit sozialem Anspruch vor dem Aus?
Seit einigen Jahren gibt es in der Thüringischen Landeshauptstadt einen Verein, der Wohnraum den Spekulationen am Wohnungsmarkt entziehen und ein sozialgerechtes Wohnprojekt umsetzen möchte: Der Verein Wohnopia hat sich 2020 vor dem Erfurter Stadtrat bei der Vergabe zweier Häuser in der Talstraße durchgesetzt und plant, die alte Gebäudesubstanz so umzubauen, dass zukünftig dort Familien, Singles und WGs in einem „solidarischen Mietmodell“ gemeinschaftlich wohnen können.
„Jeder soll das zahlen“, so erklärt es Sabine Blumenthal von Wohnopia, „was er oder sie eben kann. Im Rahmen einer Bieterrunde schauen wir dann, was rauskommt und wie wir die Miete damit decken können.“
„Während es noch nicht einmal soziale Förderungen für Hausprojekte wie unseres in Thüringen gibt, hat uns zeitgleich die Baukostensteigerung natürlich auch getroffen“, sagt Sabine Blumenthal. Drei Millionen Euro plane die Gruppe für die Sanierung ein, der Kauf der beiden Häuser sei mit 550.000 veranschlagt. Mitstreiterin Judith Pieske erklärt, dass in den vergangenen Jahren die Baukosten bis jetzt insgesamt um ungefähr 40 Prozent gestiegen seien. „Wir waren 2019 bei einem Quadratmeterpreis für die Miete von 7,40 Euro. Wir haben jetzt ganz schön zu knabbern, weil er bei 10 Euro liegt und wir uns fragen, wer sich das dann noch leisten soll?“
Mitte Juni musste sich die Gruppe dann entscheiden, ob sie das Projekt aufgibt oder den Kauf- und Bauprozess weitergeht. „Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir viel ehrenamtlich und auch viel Fläche gleichzeitig sanieren können, was die Kosten senkt“, erklärt Sabine. Am Ende habe sich die Gruppe selbst bestärkt und wird den Baustandard teilweise senken, damit das Geld reicht.
Dauernde Verhandlung mit der Stadt
Jetzt warten sie vor allem noch auf eine Reaktion der Stadt Erfurt, um mit der Sanierung zu beginnen: Momentan liefen die Verhandlungen mit der Verwaltung über den Erbpachtvertrag, erklärt Sabine. Da es sich um ein soziales Wohnprojekt handelt, gewährte die Stadt ursprünglich nämlich einen günstigeren Erbpachtzins – sei dann aber über die gestiegenen Mietpreise in Folge der Baukrise verwundert gewesen.
Wohnopia hofft, dass das Signal der Stadt so schnell wie möglich kommt, damit die Preise nicht noch weiter steigen und sich die Zinsen erhöhen. Die Stadtverwaltung und konkret das Finanzdezernat wollte sich auf MDR THÜRINGEN-Anfrage mit Verweis auf laufende Vertragsverhandlungen aber nicht dazu äußern, wie lange das Projekt noch warten müsse, um im Wettlauf mit explodierenden Preisen und Zinsen zu sanieren zu beginnen.“
Schreibe einen Kommentar